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Karl Barth: Einführung in die evangelische Theologie V

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Ebenfalls in der vierten Vorlesung denkt Karl Barth über den Theologen an sich nach.

Sofern er […] der Wahrheitsfrage gegenüber verantwortlich ist, ist jeder Christ als solcher auch zum Theologen berufen.1

Somit ist also jeder Christ ein Theologe. Das ist ein interessantes Statement besonders für die unter uns, die Theologie als eine langweilige und weltfremde Wissenschaft ansehen. Würden sie ihr eigenes Leben, ihr eigenes Ringen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit auch als langweilig und weltfremd beschreiben? Sicherlich nicht. Natürlich wird universitäre Theologie oft von Kopffüsslern betrieben, die besser mit Büchern als dem Leben können. Natürlich ist dadurch manches schwer verdaulich was sich in einer theologischen Bibliothek findet. Aber auch das schwer verdaulichste entspringt demselben Ringen das wir aus unserem Leben kennen.
Theologie kann nicht lebensfern sein, weil sie sich mit der ganzen Lebenswirklichkeit desjenigen beschäftigt, der sie treibt. Es stünde uns gut an, das zu verinnerlichen und Theologie nicht mit ihren theoretisierenden Extremen gleichzusetzen!

Eine Seite später schreibt Barth weiter über dieses Ringen mit der Wahrheit und kommt dabei auf das christliche Zeugnis zu sprechen:

Christliches Zeugnis, das nicht immer neu aus dem Feuer der Frage nach der Wahrheit kommt, kann in keinem Fall, zu keiner Zeit, im Munde keiner Person glaubwürdiges, lebendiges, weil substanzielles und so verantwortliches Zeugnis sein.2

Hinter diesem Satz verbirgt sich das Geheimnis intellektueller Redlichkeit und Integrität. Wir predigen was wir selbst ergriffen haben. Hinter jedem Christen steht seine “persönliche Geschichte mit Gott” (Bill Johnson). Unser Zeugnis von Christus ist in dem Maße authentisch und bewegend in dem wir es durchlebt, durchdacht und durchlitten haben. Wer nicht mit ganzer Persönlichkeit und Leben hinter dem steht, was er von Christus bezeugt (1.Johannes 1,1) wird als Zeuge keine Glaubwürdigkeit haben.
Dabei gilt es zu beachten, dass Wahrheit kein Besitz ist den wir haben und nie wieder verlieren. Wir werden immer wieder an denselben Fragen im Leben ankommen und diese immer wieder beantworten müssen. Wenn wir uns verändern werden wir mit den alten Antworten nicht mehr zufrieden sein. Mann kann als alter Mensch nicht mehr so glauben wie als Teenager. Theologie verändert sich in der persönlichen Geschichte mit Gott, so dass Glaube sich immer wieder neu erfinden muss um aktuell und bewegend zu sein.
Allzu leicht vergessen  wir das und lassen zu, dass unser Glaube etwas statisches wird. Wer aber rastet, der rostet und so verliert man, was man zu besitzen meint. Es ist ein tiefes Geheimnis des Glaubens, dass er immer wieder neu von Gott empfangen werden will.

[mehr über Karl Barth]

  1. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 48
  2. Barth, Karl (1985): Einführung in die evangelische Theologie. 3. Aufl. Zürich: Theolog. Verl, S. 49

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